Geschrieben am 11.04.2020 2020-04-11| Aktualisiert am
12.04.2020
Besucht am 07.12.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 1646 EUR
Ungewöhnliche Zeiten brauchen ungewöhnliche Kritiken: Luxus-Lieferdienste werden besungen, zu kraulende Mitbewohner abgelichtet und eben auch Restaurantbesuche beschrieben, die allein dem hedonistischen Genuss dienen sollten und nicht der minutiösen Aufarbeitung im Dienste der Community. Mal sehen, ob was hängen geblieben ist...
Wobei, minutiös wird sowieso schwierig, denn unglaubliche 7 Stunden und ein Tageswechsel lagen zwischen dem ersten und dem letzten Foto und erst danach machte Chef Tristan Brandt seine ausgedehnten Honneurs an den letzten, noch besetzten Tischen. Dabei zeigte sich der Hüne, dessen vermeintliches Foto auf der Homepage offenbar seinen jüngeren und schlankeren Bruder zeigen muss, selbstbewusst, aber freundlich. „Macht jeder anders“, fiel häufiger. Wobei man angesichts der Auszeichnungen, die im langen Flur
vom Aufzug bis in den Speiseraum effektvoll in Szene gesetzt werden, hier wohl vieles richtig macht.
Wir waren an diesem Samstagabend durchaus mit Skepsis in das Mannheimer Edelkaufhaus gekommen. Nicht nur die Unzufriedenheit des Daueressers hatten wir zur Kenntnis genommen, auch sonst ist man im Netz geteilter Meinung über Tristan Brandt und das Opus V.
Immerhin, eine frühzeitig getätigte Reservierung war für das Wochenende kein Problem und auch, wenn sich das Restaurant nach und nach füllte, blieben doch ein paar Tische leer.
Das Ambiente hat mir persönlich sehr gefallen. In der Tat die Möblierung im Stil der 60er Jahre ansonsten klare Linien, viel Holz, eine Steinwand, runde Tische in der Mitte und kleine Zweier an der durchgehenden Fensterfront. Die erhoffte Aussicht aus dem 6. Stock enttäuschte, zum einen durch den breiten umlaufenden Balkon, der mit Weihnachtsbäumen vollgestellt war, zum anderen durch starke Spiegelungen. Dabei herrschten im Inneren eher gedämpfte Lichtverhältnisse, nur die Tische waren exzellent ausgeleuchtet. Zusammen mit den für mein Empfinden gar nicht so engen Abständen zum Nachbartisch ergab sich so auch ohne Raumtrenner eine gefühlte Privatsphäre.
Die Tische à la casual fine dining ohne Decken, aber ganz und gar nicht spartanisch gedeckt.
Dazu passte perfekt die entspannte Loungemusik.
Anders, als vom Daueresser erlebt, waren die Toiletten tiptop und blieben es den Abend über auch. Im Dezember hatte der Dachgartens selbstverständlich keine Gäste. Überrascht hatte uns eher, dass der Aufzug zum Restaurant auch von den Kaufhauskunden aller Stockwerke frequentiert wurde. So dauerte es eine Weile, bis uns der Lift im Erdgeschoss aufgenommen und nach etlichen Zwischenhalten im schon erwähnten breiten Korridor ausgespuckt hatte, in dem nicht nur ein beachtliches Weinsortiment
sondern auch Kochbücher und Besteck aus dem Hause Brandt
feilgeboten wurden. Man merkt schon, dass man nicht bei einem Mäzen speist, sondern bei einem Kaufmann. Könnte man sagen, aber das wäre ja gehässig.
Oder auch nicht, denn die Verkaufsförderung ging später munter weiter:
Ob Champagner (39€/Glas, Laurent-Perrier, kein(!) Jahrgang), Kaviar
(div. Qualitäten z.B. Prunier Tradition 10g/35€, aber natürlich wurde zum iranischen geraten), Alba-Trüffel (mit Risoni-Nudeln
oder Landei und Spinat für 65€/Portion) oder Wagyu (ohne nähere Angabe, ich meine, - auf Nachfrage - Australien gehört zu haben, A8(!), auch für 65€):
Der Möglichkeiten, das eh nicht sonderlich günstige Menü (z.B. 6 Gänge 174€ bis 9 Gänge 225€) aufzuwerten, waren viele und sie wurden aktiv beworben - immerhin nie unangenehm drängend oder beleidigt, wenn man ablehnte. Schnapper waren nicht gerade darunter, die italienischen Allerweltswässer mit fast 10€ zu bepreisen, spricht da eine deutliche Sprache, erst auf Nachfrage gab es zwei Alternativen für „nur“ 8,9€. Zumal natürlich Amuses und insbesondere Petits fours zwar gereicht wurden, aber Welten entfernt von dem Schlaraffenland, das uns Tischnotizen aus dem Bareiss gezeigt hat. Aber auch an die Wägen im Louis C. Jacob (**) oder im Apicius (*) dachte ich sehr wehmütig zurück. Beim Brot ein ähnliches Bild: Beschränkung statt Opulenz. Wobei ich hier immer das Gefühl der wirtschaftlichen Optimierung hatte, nicht einer kulinarischen Fokussierung.
Nun denn: Wir wussten um die meisten Preise und hatten verabredet, es „krachen zu lassen“. Aber für das PLV spielt das keine Rolle, es bleibt schwierig.
Bei den Getränken wurde ähnlich kalkuliert. Die Weinreisen schlugen mit 17€ pro 0,1l zu Buche, Aperitife und Digestife ähnlich, ein Puligny-Montrachet 1er Cru stand mit 200€ auf der Rechnung. Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt...
Das zahlreiche Personal hatte indes nicht nur die Verkaufsförderung im Blick, sondern erledigte den Job routiniert und überwiegend professionell ohne größere Fehler. Während sich Restaurantleiter Adrian Dastig nach der Begrüßung eher rar machte und nur nach einer allzu langen Pause von uns um Nachfrage in der Küche gebeten wurde, nahm sich der unkompliziert agierende Sommelier Jo Wessels viel Zeit. Schade, dass der sympathische Südafrikaner ausgerechnet bei einem Wein aus seiner Heimat in die Küche gerufen wurde und erst wieder auftauchte, als der Gang schon abgeräumt war. Ich war etwas irritiert, dass die Aufgabe in der Küche dringender sein sollte, als die beim Gast. Drohte etwas anzubrennen und der Sommelier musste ablöschen?
Die folgende Brotauswahl beschränkte sich zwar auf frisch geröstetes, noch warmes Weißbrot und einen kleinen Laib Sauerteigbrot
war aber qualitativ hervorragend.
Die Küche schickte als ersten Gang einen marinierten und geflämmten Ora King Lachs Ora King Lachs, Kimizu, Ama ebi
der mir persönlich zu weich, ja schon leicht breiig war. Wunderbar dagegen die Süßwassergarnele, knackig und süßlich, ohne jeden Hauch von Salpeter. Mit schönem Zuckerschoten-Crunch, Queller und einem Kimizu-Schaum war das elegant japanisch, erneut meeres-frisch und überraschend eng an den Geschmacksbildern der Amuses.
Während eine Tischgenossin nun auf Rote Bete mit schwarzem Knoblauch und Amarant setzte, Rote Bete, schwarzer Knoblauch, Amarant
folgte für die Liebhaber von Krustentieren bereits das Highlight des Abends. Ein beeindruckender, an sich schon geschmacksstarker Carabinero aus den mallorquinischen Gewässern Carabinero, Kimchi, Ananas
wurde durch einen Krustentierfonds, Kimchi-Sud und mäßig scharfer Chili aufgeladen. Der endgültige Nachbrenner wurde gezündet, als der Service am Tisch den intensiven Saft aus den Garnelen-Köpfen ausdrückte (und gleich mal in der Küche Nachschub besorgte, wenn zu wenig „Ertrag“ kam)
Die vielschichtige pikante Würzigkeit wurde mit der Süße kandierter, geflämmter Ananas ebenso stark abgepuffert. Himmlisch! Ich ließ es mir nicht nehmen, die fleischigen Stücke mit den Fingern durch den paradiesischen Fonds zu ziehen. Eine Fingerschale war auch kein Problem, allerdings erst auf ausdrückliche Bitte. Das Für-den-Gast-mitdenken fehlte mir beim Service eindeutig; vielleicht lag es ja an der häufigen Abwesenheit von Restaurantleiter Dastig.
Das Menü wechselte nach diesem Kracher kurzzeitig auf Fleisch, wobei der in ganz leichtem, fein-knusprigen Tempurateig ausgebackene Kalbskopf fast reines Collagen war Collagen rules...
Mit der feinen Säure des marinierten Rettichs, einer sauber tarierten Teriyaki-Sauce und dem nur kurz sautierten, jungen Spinat war das Gericht erneut deutlich japanisch inspiriert, was mich ja fast immer begeistert, so auch hier. Auch optisch ein Leckerbissen Kalbskopf Spinat Teriyaki
Die folgende Pause von über einer Dreiviertelstunde wurde uns trotz angeregter Gespräche irgendwann zu lang. Es könnte aber sein, dass ich am Anfang des Abends selbst um eine entspannte Menüfolge gebeten hatte; ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls
war die Ungeduld bei uns drei Rittern der Trüffelrunde (Eine kleine Verbeugung vor dem Pfälzer Meister der Spielworte!) schon recht groß. Ich hatte mich für die jahreszeitliche Variante der Maronensuppe (das Angebot für 35€...) entschieden Maronensuppe mit Alba-Trüffel
und die Süße der als Einlage recht weichen Esskastanie harmonierte mit der reichlichen Portion der italienischen Edelknolle natürlich perfekt. Gegenüber labte man sich am fast doppelt so teuren Luxus-Soulfood mit zugegeber Maßen deutlich mehr Trüffel Alba-Trüffel, Landei, Spinat
Ein letztes Mal ging es zurück an Bord - und selbst nach all den Jahren taucht ein melancholisches Gefühl auf, denn wenn mein Vater an Bord ging, hieß es für lange Wochen, später sogar für Monate Abschied zu nehmen; er hat es gehasst. Also sagen wir lieber, dass es auf hohe See ging:
Der legendäre Black cod oder Kohlenfisch war wunderbar saftig und mit prägnantem Eigengeschmack, zart, fast weich, aber im Gegensatz zum Lachs des Auftakttellers mit Struktur. Kohlenfisch
Die dunkle, leicht knusprige Fischhaut machte dem Namen alle Ehre; ich vermutete aber auch eine Lackierung, vielleicht auf Basis von Sojasauce. Kleine Flips, die nur in der Nahaufnahme nicht so nett ausschauen, knisterten schön. Eingebettet und umkränzt von Mandel und Sellerie in verschiedenen Texturen ergab das ein aufwändigeres Tellerbild Black Cod, Soja, Zitrusfrüchte
über das die Meinungen auseinander gingen. Mir war es etwas zu bemüht und mehr nach Heimwerker als Künstler ausschauend. Problematischer jedoch das ungenaue Süße-Säure-Spiel. Kleine Stücke von Grapefruit und Fingerlime sollten ausgleichen, traten für mein Empfinden zu stark in den Hintergrund. Der Teller kippte dadurch in eine zu süße, etwas schwere Richtung. Etwas schade, vom Fisch war ich begeistert.
Optisch ganz anders mein einziger „richtiger“ Fleischgang, der Rinderrücken vom Wagyu, der nur mit (recht salziger) Kartoffelmousseline und wildem Brokkoli (lauwarm?) mit weißem Sesam fast puristisch begleitet wurde. Wagyu Rinderrücken Kartoffel Brokkoli
So stand auf einem vorbildlich erhitzten, durch einen Unterteller bravourös heiß gehaltenen Teller das Tajima-Fleisch im Mittelpunkt, das ich noch niemals in diesem hohen (australischen) Marmorierungsgrad probiert hatte. Kurz gesagt: Ich würde das Produkt so nicht wieder wählen. Natürlich „schmolz“ das Fett im Mund, ohne irgendwie ein unangenehmes Gefühl zu hinterlassen. Natürlich hob es den Eigengeschmack des Fleisches. Aber das war eben nur in Spuren vorhanden, so dass alles sehr dezent blieb.
Vielleicht ist der innere Genusskompass bei Fleisch, zumal vom Rind einfach zu sehr auf „kräftig“ ausgerichtet, und ich muss lernen, wie bei feinem Fisch, den Nuancen nachzuschmecken. Aber das würden sehr teure Lektionen. Bis dahin ruhig etwas weniger intramuskulärer Geschmacksverstärker. Insgesamt war der Teller allerdings wieder sehr gut, denn die Küche schickte separat eine intensive Rindfleisch-Jus, die keine Wünsche offen ließ. Ein versöhnliches Ergebnis und ein Erfahrungsgewinn.
Während sich die Naschkatzen am Tisch ihren süßen Gelüsten hingaben Schokolade, Passionsfrucht, Topinambur Quitte, Crème fraiche, Karamell
freute ich mich, dass mal wieder ein Käsegang im Menü war: Parmesan Aubergine Champignon, alter Balsamico
Im Mittelpunkt alter Parmesan als Chip, Schaum und in Brocken, dazu 30 Jahre alter Balsamico, das war für mich schon ein Umami-Traum. Aber mit Aubergine und unfassbar intensiven Champignons kam nochmal eine erdige, leicht süß-bittrige Note dazu, die den Käse wunderbar begleite.
Die kleine Auswahl von Maître Affineur Waldmann
hab ich dann nur als Unterstützung für meinem Sohn genommen, der plötzlich schwächelte (vermutlich lag ihm der Kaviar so schwer im Magen...). Natürlich.
Weit nach Mitternacht schlossen wir den sehr langen Abend mit etwas Eierlikör zum Nuckeln
und Mignardises
zu denen mir nichts im Gedächtnis geblieben ist. Vielleicht etwas ungerecht, da die Konzentration doch ein klitzekleines Stückchen gelitten hatte, aber doch bezeichnend.
Fazit: Ein denk-würdiger, herausfordernder Abend. Die moderne, aber nicht experimentelle Küche mit asiatischem Touch von Chef Tristan Brandt trifft meinen Geschmack absolut. Mehr z.B. als die wenige Wochen zuvor bei Hans-Stefan Steinheuer genossene Klassik. Trotzdem würde ich sofort wieder in der Alten Post einkehren, aber nicht so schnell wieder im Opus V. Zu steril, zu kalkuliert, zu teuer.
Das Essen allein macht eben kein perfektes Restaurant-Erlebnis.
Ungewöhnliche Zeiten brauchen ungewöhnliche Kritiken: Luxus-Lieferdienste werden besungen, zu kraulende Mitbewohner abgelichtet und eben auch Restaurantbesuche beschrieben, die allein dem hedonistischen Genuss dienen sollten und nicht der minutiösen Aufarbeitung im Dienste der Community. Mal sehen, ob was hängen geblieben ist...
Wobei, minutiös wird sowieso schwierig, denn unglaubliche 7 Stunden und ein Tageswechsel lagen zwischen dem ersten und dem letzten Foto und erst danach machte Chef Tristan Brandt seine ausgedehnten Honneurs an den letzten, noch besetzten Tischen. Dabei zeigte sich der Hüne,... mehr lesen
Engelhorn · Restaurant Opus V · 6. Etage
Engelhorn · Restaurant Opus V · 6. Etage€-€€€Sternerestaurant, Gourmet06211671199O 5, 9-12, 68161 Mannheim
3.5 stars -
"Moderne Oper ist eben nicht einfach..." DerBorgfelderUngewöhnliche Zeiten brauchen ungewöhnliche Kritiken: Luxus-Lieferdienste werden besungen, zu kraulende Mitbewohner abgelichtet und eben auch Restaurantbesuche beschrieben, die allein dem hedonistischen Genuss dienen sollten und nicht der minutiösen Aufarbeitung im Dienste der Community. Mal sehen, ob was hängen geblieben ist...
Wobei, minutiös wird sowieso schwierig, denn unglaubliche 7 Stunden und ein Tageswechsel lagen zwischen dem ersten und dem letzten Foto und erst danach machte Chef Tristan Brandt seine ausgedehnten Honneurs an den letzten, noch besetzten Tischen. Dabei zeigte sich der Hüne,
Besucht am 25.10.2019Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
Nach einer Fernsehaufzeichnung in der naheliegenden Alten Feuerwache in der Neckarstadt entschied ich mich für einen Besuch im Paprika am Ring, da ich hier einen Gutschein aus einem Schlemmerblock einlösen konnte. Obwohl die Adresse U4 13 lautet, ist es doch nicht notwendig, in die Quadrate hineinzugehen, denn wie der Name schon verrät, findet sich das Restaurant direkt am Friedrichsring. Geboten wird ungarische und italienische Küche - eine Kombination, die ich sonst noch nicht gesehen habe. Ich entschied mich für ein Paprikaschnitzel und eine Maracujaschorle (von der mir eine große geliefert wurde, obwohl ich eine kleine bestellt hatte). Die Bedienung schenkte mir allgemein eher wenig Aufmerksamkeit. Das Schnitzel schmeckte ganz gut, war aber nichts besonderes. Für den halben Preis war alles gut, zum Normalpreis wiederkommen werde ich wohl aber eher nicht.
Nach einer Fernsehaufzeichnung in der naheliegenden Alten Feuerwache in der Neckarstadt entschied ich mich für einen Besuch im Paprika am Ring, da ich hier einen Gutschein aus einem Schlemmerblock einlösen konnte. Obwohl die Adresse U4 13 lautet, ist es doch nicht notwendig, in die Quadrate hineinzugehen, denn wie der Name schon verrät, findet sich das Restaurant direkt am Friedrichsring. Geboten wird ungarische und italienische Küche - eine Kombination, die ich sonst noch nicht gesehen habe. Ich entschied mich für ein Paprikaschnitzel und eine Maracujaschorle (von der mir eine große geliefert wurde, obwohl ich eine kleine bestellt hatte). Die Bedienung schenkte mir allgemein eher wenig Aufmerksamkeit. Das Schnitzel schmeckte ganz gut, war aber nichts besonderes. Für den halben Preis war alles gut, zum Normalpreis wiederkommen werde ich wohl aber eher nicht.
Paprika am Ring
Paprika am Ring€-€€€Restaurant, Biergarten, Pizzeria062143759339U4, 13, 68161 Mannheim
3.0 stars -
"Ungarisch-italienische Küche" tzgonlineNach einer Fernsehaufzeichnung in der naheliegenden Alten Feuerwache in der Neckarstadt entschied ich mich für einen Besuch im Paprika am Ring, da ich hier einen Gutschein aus einem Schlemmerblock einlösen konnte. Obwohl die Adresse U4 13 lautet, ist es doch nicht notwendig, in die Quadrate hineinzugehen, denn wie der Name schon verrät, findet sich das Restaurant direkt am Friedrichsring. Geboten wird ungarische und italienische Küche - eine Kombination, die ich sonst noch nicht gesehen habe. Ich entschied mich für ein
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Wobei, minutiös wird sowieso schwierig, denn unglaubliche 7 Stunden und ein Tageswechsel lagen zwischen dem ersten und dem letzten Foto und erst danach machte Chef Tristan Brandt seine ausgedehnten Honneurs an den letzten, noch besetzten Tischen. Dabei zeigte sich der Hüne, dessen vermeintliches Foto auf der Homepage offenbar seinen jüngeren und schlankeren Bruder zeigen muss, selbstbewusst, aber freundlich. „Macht jeder anders“, fiel häufiger. Wobei man angesichts der Auszeichnungen, die im langen Flur
vom Aufzug bis in den Speiseraum effektvoll in Szene gesetzt werden, hier wohl vieles richtig macht.
Wir waren an diesem Samstagabend durchaus mit Skepsis in das Mannheimer Edelkaufhaus gekommen. Nicht nur die Unzufriedenheit des Daueressers hatten wir zur Kenntnis genommen, auch sonst ist man im Netz geteilter Meinung über Tristan Brandt und das Opus V.
Immerhin, eine frühzeitig getätigte Reservierung war für das Wochenende kein Problem und auch, wenn sich das Restaurant nach und nach füllte, blieben doch ein paar Tische leer.
Das Ambiente hat mir persönlich sehr gefallen. In der Tat die Möblierung im Stil der 60er Jahre ansonsten klare Linien, viel Holz, eine Steinwand, runde Tische in der Mitte und kleine Zweier an der durchgehenden Fensterfront. Die erhoffte Aussicht aus dem 6. Stock enttäuschte, zum einen durch den breiten umlaufenden Balkon, der mit Weihnachtsbäumen vollgestellt war, zum anderen durch starke Spiegelungen. Dabei herrschten im Inneren eher gedämpfte Lichtverhältnisse, nur die Tische waren exzellent ausgeleuchtet. Zusammen mit den für mein Empfinden gar nicht so engen Abständen zum Nachbartisch ergab sich so auch ohne Raumtrenner eine gefühlte Privatsphäre.
Die Tische à la casual fine dining ohne Decken, aber ganz und gar nicht spartanisch gedeckt.
Dazu passte perfekt die entspannte Loungemusik.
Anders, als vom Daueresser erlebt, waren die Toiletten tiptop und blieben es den Abend über auch. Im Dezember hatte der Dachgartens selbstverständlich keine Gäste. Überrascht hatte uns eher, dass der Aufzug zum Restaurant auch von den Kaufhauskunden aller Stockwerke frequentiert wurde. So dauerte es eine Weile, bis uns der Lift im Erdgeschoss aufgenommen und nach etlichen Zwischenhalten im schon erwähnten breiten Korridor ausgespuckt hatte, in dem nicht nur ein beachtliches Weinsortiment
sondern auch Kochbücher und Besteck aus dem Hause Brandt
feilgeboten wurden. Man merkt schon, dass man nicht bei einem Mäzen speist, sondern bei einem Kaufmann. Könnte man sagen, aber das wäre ja gehässig.
Oder auch nicht, denn die Verkaufsförderung ging später munter weiter:
Ob Champagner (39€/Glas, Laurent-Perrier, kein(!) Jahrgang), Kaviar
(div. Qualitäten z.B. Prunier Tradition 10g/35€, aber natürlich wurde zum iranischen geraten), Alba-Trüffel (mit Risoni-Nudeln
oder Landei und Spinat für 65€/Portion) oder Wagyu (ohne nähere Angabe, ich meine, - auf Nachfrage - Australien gehört zu haben, A8(!), auch für 65€):
Der Möglichkeiten, das eh nicht sonderlich günstige Menü (z.B. 6 Gänge 174€ bis 9 Gänge 225€) aufzuwerten, waren viele und sie wurden aktiv beworben - immerhin nie unangenehm drängend oder beleidigt, wenn man ablehnte. Schnapper waren nicht gerade darunter, die italienischen Allerweltswässer mit fast 10€ zu bepreisen, spricht da eine deutliche Sprache, erst auf Nachfrage gab es zwei Alternativen für „nur“ 8,9€. Zumal natürlich Amuses und insbesondere Petits fours zwar gereicht wurden, aber Welten entfernt von dem Schlaraffenland, das uns Tischnotizen aus dem Bareiss gezeigt hat. Aber auch an die Wägen im Louis C. Jacob (**) oder im Apicius (*) dachte ich sehr wehmütig zurück. Beim Brot ein ähnliches Bild: Beschränkung statt Opulenz. Wobei ich hier immer das Gefühl der wirtschaftlichen Optimierung hatte, nicht einer kulinarischen Fokussierung.
Nun denn: Wir wussten um die meisten Preise und hatten verabredet, es „krachen zu lassen“. Aber für das PLV spielt das keine Rolle, es bleibt schwierig.
Bei den Getränken wurde ähnlich kalkuliert. Die Weinreisen schlugen mit 17€ pro 0,1l zu Buche, Aperitife und Digestife ähnlich, ein Puligny-Montrachet 1er Cru stand mit 200€ auf der Rechnung. Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt...
Das zahlreiche Personal hatte indes nicht nur die Verkaufsförderung im Blick, sondern erledigte den Job routiniert und überwiegend professionell ohne größere Fehler. Während sich Restaurantleiter Adrian Dastig nach der Begrüßung eher rar machte und nur nach einer allzu langen Pause von uns um Nachfrage in der Küche gebeten wurde, nahm sich der unkompliziert agierende Sommelier Jo Wessels viel Zeit. Schade, dass der sympathische Südafrikaner ausgerechnet bei einem Wein aus seiner Heimat in die Küche gerufen wurde und erst wieder auftauchte, als der Gang schon abgeräumt war. Ich war etwas irritiert, dass die Aufgabe in der Küche dringender sein sollte, als die beim Gast. Drohte etwas anzubrennen und der Sommelier musste ablöschen?
Nachdem wir uns mit einem heißen Tuch nach japanischer Art
vom symbolischen Reisestaub befreien durften, startete unsere Genussreise mit vier Grüßen aus dem Meer.
Das entwickelte sich schön von frisch zu süffig. Bis auf unangenehm kalte Shots von Beurre blanc und einer etwas zu dick geratenen Wacholder-Teigrolle funktionierte das prächtig.
Die folgende Brotauswahl beschränkte sich zwar auf frisch geröstetes, noch warmes Weißbrot und einen kleinen Laib Sauerteigbrot
war aber qualitativ hervorragend.
Die Küche schickte als ersten Gang einen marinierten und geflämmten Ora King Lachs
der mir persönlich zu weich, ja schon leicht breiig war. Wunderbar dagegen die Süßwassergarnele, knackig und süßlich, ohne jeden Hauch von Salpeter. Mit schönem Zuckerschoten-Crunch, Queller und einem Kimizu-Schaum war das elegant japanisch, erneut meeres-frisch und überraschend eng an den Geschmacksbildern der Amuses.
Während eine Tischgenossin nun auf Rote Bete mit schwarzem Knoblauch und Amarant setzte,
folgte für die Liebhaber von Krustentieren bereits das Highlight des Abends. Ein beeindruckender, an sich schon geschmacksstarker Carabinero aus den mallorquinischen Gewässern
wurde durch einen Krustentierfonds, Kimchi-Sud und mäßig scharfer Chili aufgeladen. Der endgültige Nachbrenner wurde gezündet, als der Service am Tisch den intensiven Saft aus den Garnelen-Köpfen ausdrückte (und gleich mal in der Küche Nachschub besorgte, wenn zu wenig „Ertrag“ kam)
Die vielschichtige pikante Würzigkeit wurde mit der Süße kandierter, geflämmter Ananas ebenso stark abgepuffert. Himmlisch! Ich ließ es mir nicht nehmen, die fleischigen Stücke mit den Fingern durch den paradiesischen Fonds zu ziehen. Eine Fingerschale war auch kein Problem, allerdings erst auf ausdrückliche Bitte. Das Für-den-Gast-mitdenken fehlte mir beim Service eindeutig; vielleicht lag es ja an der häufigen Abwesenheit von Restaurantleiter Dastig.
Das Menü wechselte nach diesem Kracher kurzzeitig auf Fleisch, wobei der in ganz leichtem, fein-knusprigen Tempurateig ausgebackene Kalbskopf fast reines Collagen war
Mit der feinen Säure des marinierten Rettichs, einer sauber tarierten Teriyaki-Sauce und dem nur kurz sautierten, jungen Spinat war das Gericht erneut deutlich japanisch inspiriert, was mich ja fast immer begeistert, so auch hier. Auch optisch ein Leckerbissen
Die folgende Pause von über einer Dreiviertelstunde wurde uns trotz angeregter Gespräche irgendwann zu lang. Es könnte aber sein, dass ich am Anfang des Abends selbst um eine entspannte Menüfolge gebeten hatte; ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls
war die Ungeduld bei uns drei Rittern der Trüffelrunde (Eine kleine Verbeugung vor dem Pfälzer Meister der Spielworte!) schon recht groß. Ich hatte mich für die jahreszeitliche Variante der Maronensuppe (das Angebot für 35€...) entschieden
und die Süße der als Einlage recht weichen Esskastanie harmonierte mit der reichlichen Portion der italienischen Edelknolle natürlich perfekt. Gegenüber labte man sich am fast doppelt so teuren Luxus-Soulfood mit zugegeber Maßen deutlich mehr Trüffel
Ein letztes Mal ging es zurück an Bord - und selbst nach all den Jahren taucht ein melancholisches Gefühl auf, denn wenn mein Vater an Bord ging, hieß es für lange Wochen, später sogar für Monate Abschied zu nehmen; er hat es gehasst. Also sagen wir lieber, dass es auf hohe See ging:
Der legendäre Black cod oder Kohlenfisch war wunderbar saftig und mit prägnantem Eigengeschmack, zart, fast weich, aber im Gegensatz zum Lachs des Auftakttellers mit Struktur.
Die dunkle, leicht knusprige Fischhaut machte dem Namen alle Ehre; ich vermutete aber auch eine Lackierung, vielleicht auf Basis von Sojasauce. Kleine Flips, die nur in der Nahaufnahme nicht so nett ausschauen, knisterten schön. Eingebettet und umkränzt von Mandel und Sellerie in verschiedenen Texturen ergab das ein aufwändigeres Tellerbild
über das die Meinungen auseinander gingen. Mir war es etwas zu bemüht und mehr nach Heimwerker als Künstler ausschauend. Problematischer jedoch das ungenaue Süße-Säure-Spiel. Kleine Stücke von Grapefruit und Fingerlime sollten ausgleichen, traten für mein Empfinden zu stark in den Hintergrund. Der Teller kippte dadurch in eine zu süße, etwas schwere Richtung. Etwas schade, vom Fisch war ich begeistert.
Optisch ganz anders mein einziger „richtiger“ Fleischgang, der Rinderrücken vom Wagyu, der nur mit (recht salziger) Kartoffelmousseline und wildem Brokkoli (lauwarm?) mit weißem Sesam fast puristisch begleitet wurde.
So stand auf einem vorbildlich erhitzten, durch einen Unterteller bravourös heiß gehaltenen Teller das Tajima-Fleisch im Mittelpunkt, das ich noch niemals in diesem hohen (australischen) Marmorierungsgrad probiert hatte. Kurz gesagt: Ich würde das Produkt so nicht wieder wählen. Natürlich „schmolz“ das Fett im Mund, ohne irgendwie ein unangenehmes Gefühl zu hinterlassen. Natürlich hob es den Eigengeschmack des Fleisches. Aber das war eben nur in Spuren vorhanden, so dass alles sehr dezent blieb.
Vielleicht ist der innere Genusskompass bei Fleisch, zumal vom Rind einfach zu sehr auf „kräftig“ ausgerichtet, und ich muss lernen, wie bei feinem Fisch, den Nuancen nachzuschmecken. Aber das würden sehr teure Lektionen. Bis dahin ruhig etwas weniger intramuskulärer Geschmacksverstärker. Insgesamt war der Teller allerdings wieder sehr gut, denn die Küche schickte separat eine intensive Rindfleisch-Jus, die keine Wünsche offen ließ. Ein versöhnliches Ergebnis und ein Erfahrungsgewinn.
Während sich die Naschkatzen am Tisch ihren süßen Gelüsten hingaben
freute ich mich, dass mal wieder ein Käsegang im Menü war:
Im Mittelpunkt alter Parmesan als Chip, Schaum und in Brocken, dazu 30 Jahre alter Balsamico, das war für mich schon ein Umami-Traum. Aber mit Aubergine und unfassbar intensiven Champignons kam nochmal eine erdige, leicht süß-bittrige Note dazu, die den Käse wunderbar begleite.
Die kleine Auswahl von Maître Affineur Waldmann
hab ich dann nur als Unterstützung für meinem Sohn genommen, der plötzlich schwächelte (vermutlich lag ihm der Kaviar so schwer im Magen...). Natürlich.
Weit nach Mitternacht schlossen wir den sehr langen Abend mit etwas Eierlikör zum Nuckeln
und Mignardises
zu denen mir nichts im Gedächtnis geblieben ist. Vielleicht etwas ungerecht, da die Konzentration doch ein klitzekleines Stückchen gelitten hatte, aber doch bezeichnend.
Fazit: Ein denk-würdiger, herausfordernder Abend. Die moderne, aber nicht experimentelle Küche mit asiatischem Touch von Chef Tristan Brandt trifft meinen Geschmack absolut. Mehr z.B. als die wenige Wochen zuvor bei Hans-Stefan Steinheuer genossene Klassik. Trotzdem würde ich sofort wieder in der Alten Post einkehren, aber nicht so schnell wieder im Opus V. Zu steril, zu kalkuliert, zu teuer.
Das Essen allein macht eben kein perfektes Restaurant-Erlebnis.