"Rustikale Küche mit Pfiff"
Geschrieben am 05.02.2017 2017-02-05

"Gehobene (nicht nur) griechische Küche in stimmigem Ambiente. Klare Empfehlung!"
Geschrieben am 25.01.2017 2017-01-25 | Aktualisiert am 25.01.2017

"Eine Reise in die Welt der österreichischen Weine"
Geschrieben am 24.01.2017 2017-01-24 | Aktualisiert am 24.01.2017

Ob es sich auf Dauer nicht gerechnet hat oder einfach nicht mehr das war, was die beiden in ihrem Restaurant machen wollten, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war downsizing angesagt. Rustikaleres, aber dennoch gemütliches Ambiente, blanke Tische, eine übersichtliche Karte mit einfacheren Gerichten, die im besten Sinne bürgerlich sind und abgespeckten Preisen.
Schlechter gekocht wird seitdem sicherlich nicht, nur eben anders. Und das wird auch vom Michelin anerkannt, der hier seinen Bib Gourmand verteilt, mit dem gute Qualität zu vernünftigem Preis auszeichnet wird.
Die beiden Male, die wir nun im umbenannten „Metzger & Marie“ waren, war es jedesmal ausgebucht. Herzlichen Glückwunsch kann man da nur sagen: Neukonzeption offensichtlich geglückt.
Die Gerichte auf der Karte werden wahlweise ihm, Metzger, oder ihr, Marie (beides wohl Spitznamen von Marc und Nadine Flogaus) zugeschrieben, wobei sie mehr für Fisch und vegetarisch und er fürs Fleischliche zuständig ist. Ein deutlicher österreichischer Einschlag ist unverkennbar.
Die Küche grüßt mit Laugenstangen, Butter und köstlichem Schinken und Leberwurst. Das ist originell und von ausgezeichneter Qualität.
Wir wählen zum Start Marie's Rote Garnele und Färöerlachs, was als Salat kommt, der gut angemacht ist und von einer Avocadocreme begleitet ist. Der Lachs ist geräuchert, die Garnelen kurz gebraten. Alles in allem ein ordentlicher Einstieg.
Metzger's Backhendl ist als Vorspeisenportion gedacht und daher auch gut zu bewältigen. Es kommen drei knusprig ausgebackene Stücke vom Stubenküken, saftig und makellos, dazu leckerer Kartoffelsalat und Remoulade. Nun bin ich etwas voreingenommen, was Remoulade angeht, weil ich meine eigene so wundervoll finde, dass es alle anderen einfach schwer haben. Und auch diese hier ist mir zu wenig kräutrig und insgesamt zu flach und mayonnaisig, aber die Backhendl-Stücke und der Salat machen das wett.
Im „Metzger & Marie“ werden, und das finde ich äußerst lobenswert, auch den Innereien angemessenen Platz eingeräumt. Wo sonst kann man regelmäßig auch Kutteln oder Kalbsbries bekommen? Einen Stammplatz auf der Karte, weil scheinbar eines der beliebtesten Gerichte hier, haben die Kalbsknochen, aus denen das Mark mit Schnittlauch gelöffelt wird und zu dem es nichts weiter als geröstetes Brot gibt. Das hat etwas archaisches, ist fettig, aber ungemein g'schmackig.
Im Hauptgang wird es erneut fleischig. Zum einen kommt eine stattliche Portion geschmorter Lammhaxe auf den Tisch, mit getrockneten Tomaten, Artischocken und Kartoffelpüree leicht mediterran angehaucht. In Summe aber ist dies ein rustikales Wohlfühlgericht, das gut zur kalten Jahreszeit passt.
Mein Cordon Bleu steht dem in nichts nach. Besonders erwähnenswert sind hier aber die ganz ausgezeichneten Beilagen, wobei neben den leckeren Speckkroketten vor allem das saure Karottenpüree herauszuheben ist. Hier war ich beim Lesen der Karte erst skeptisch, aber tatsächlich schmeckt das stückige und in der Tat säuerliche Püree ganz fabelhaft. Den Kniff geben hier gepickelte Karotten und Reisessig, wie wir auf Nachfrage erfahren.
Nach so viel Fleisch reicht es nur noch für ein Dessert zum Teilen. Der Bananensplit kommt in dekonstruierter, aber nicht wirklich schlankerer Form im Glas. Mascarpone tut hier einen ordentlichen Dienst, um das Bananenkompott bloß nicht zu gesund wirken zu lassen. Das ist schon eine recht mächtige Angelegenheit, der wir dringend mit einigen der ausgezeichneten Obstbrände zu Leibe rücken müssen.
Die Weinkarte listet einige interessante deutsche und österreichische Weine und bei den offenen Weinen verfährt man so, dass die Flasche auf dem Tisch gelassen wird und anschließend nach Verbrauch abgewogen und abgerechnet wird. Gefährlich, weil man meistens doch mehr nimmt, als man will, aber unterm Strich auf jeden Fall fair berechnet.
Dass das „Metzger & Marie“ auch sonntags geöffnet hat, ist ein weiterer Vorteil, der nicht zu unterschätzen ist, weil die Auswahl da in Köln doch überschaubar ist. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn man an so einem Abend das ein oder andere bekannte Gesicht an anderen Tischen erblickt.
Und wer vom Metzger & Marie auch etwas mit nach Hause nehmen will, kann speziell dafür konzipierte Gerichte auch im Weckglas erstehen. Nicht die schlechteste Idee.