Geschrieben am 01.05.2017 2017-05-01| Aktualisiert am
02.05.2017
Besucht am 30.04.2017Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Wer denkt, dass ein Restaurantbesuch für weniger als einen dreistelligen Betrag bei uns unter Low Budget fällt, wird jetzt möglicherweise schockiert sein. Im folgenden geht es um Low Low Budget. Tischnotizen goes Aldi.
Wenn das bundesweit erste Pop Up Bistro des Discounter-Riesen nur ein paar Schritte von meinem Zweitwohnsitz für drei Monate sein Domizil aufschlägt, mache ich selbstverständlich den Praxistest. Schließlich kaufe ich auch bei Aldi und laufe deswegen nicht mit einer Schuld- und Schamkappe rum.
Im Mediapark in Köln hat Aldi in Containern ein durchaus ansehnliches und gar nicht mal ungemütlich eingerichtetes Bistroambiente geschaffen. Es ist eine schlichtere Mischung aus IKEA und Vapiano mit Kräutertöpfen und Besteckkästen auf dem Tisch. Bei schönem Wetter kann man auch draußen auf der Terrasse auf dem Dach sitzen. Man sitzt wahlweise an wenigen Hochtischen, ansonsten an langen Tafeln auf Drehhockern. Man wird dort platziert, wo eben Platz ist. Ganz in kölscher Manier kommt man sich hier so nahe. Und für das romantische Dinner ist das hier eh nicht gedacht. Wer wie wir bei Sonnenschein nicht im Schatten sitzt, für den wird das allerdings schnell zur schweißtreibenden Angelegenheit und damit recht unangenehm.
Für 7,99 Euro gibt es ein täglich wechselndes Dreigang-Menü, bei dem es scheinbar vorweg regelmäßig eine Suppe und einen Nachtisch gibt und man im Hauptgang zwischen Fisch, Fleisch oder einer vegetarischen Variante wählen kann. Alle Gänge kann man aber auch einzeln ordern. Getränke gibt es nahezu konkurrenzlos günstig ab 1 Euro für Softdrinks und ab 3 Euro für Weine.
Der beschert uns auch einen der denkwürdigsten Service-Dialoge ever. Auf der Karte ist nur Weiß-, Rot- und Roséwein angekündigt. Also frage ich: „Was für ein Weißwein ist das denn?“ Antwort: „Der von ALDI.“ „Aha, Um was genau für einen handelt es sich denn?“ „Der ist leicht.“ Ich: „Geht es etwas genauer? Was für eine Rebsorte ist es denn?“ An dieser Stelle hat es zwar etwas von „Versteckte Kamera“, aber das arme Mädel tut mir eigentlich fast leid. Sie macht sich dann doch noch schlau und wir erfahren, dass es Sauvignon Blanc aus Südafrika ist. Und der ist tatsächlich anständig trinkbar.
Die französische Zwiebelsuppe kommt und schnell wird klar, dass hier viel mit Trockenkräutern gearbeitet wurde. Die etwas labbrige Weißbrotscheibe hat wohl einen Hauch Käse abbekommen. Das ganze ist ziemlich fettig und schmeckt irgendwie nach Studentenküche. Finesse darf man hier nicht erwarten. Ein französischer Koch müsste hierfür um die Aberkennung seines Berufsstandes fürchten. Ich kann das nur zur Hälfte essen.
Im Hauptgang wählt meine bessere Hälfte Spaghetti mit Chili (kaum schmeckbar) und geröstetem Knoblauch (gut schmeckbar), Zucchini, Tomaten und Garnelen. Ich probiere die Spaghetti und die alleine sind ziemlich gut. Der Knoblauchgeschmack ist deutlich, aber nicht penetrant. Das Gemüse bräuchte ich dazu gar nicht unbedingt, aber es ist in Ordnung. Die Garnelen probiere ich nicht, aber mein Gatte gibt dazu später zu Protokoll, dass sie tot, töter, am tötesten waren. Also furztrocken.
Mein Schnitzel ist anständig gebraten, durchaus noch saftig. Und die Bratkartoffeln sind à la bonheur. Die haben wir anderswo schon weitaus schlechter bekommen.
Ich kämpfe mich dann noch durch den Nachtisch, Milchreis mit Fruchtcocktail, obwohl ich beides nicht wirklich gerne esse. Aber die Chronistenpflicht gebietet es. Der Milchreis ist für sich genommen ganz ok, etwas kompakt und massig zwar, aber durchaus vernünftig abgeschmeckt. Gruselig für mich ist dann aber das Tutti Frutti-Dosenobst, das ich schon in den Siebziger Jahren im Landschulheim nicht mochte. Auch das kann ich nicht zuende essen.
ALDI will mit diesem Bistrokonzept beweisen, dass man auch mit günstigen Zutaten gut und geschmackvoll kochen kann. Ich will das gerne glauben, aber – in aller Unbescheidenheit – das bekomme ich besser hin. Als Kantinenessen könnte man mit der Qualität und dem Kampfpreis durchaus zufrieden sein. Und vielleicht ist das ja auch die Zielgruppe, auf die man schielt. Schließlich gibt es in der nahen Umgebung einige Unternehmen, für die das Quartalskonzept eine willkommene Abwechslung darstellen könnte. Dazu gibt es sicherlich genug neugierige Gäste, die für ausreichend Auslastung sorgen und einfach mal sehen wollen, wie ein Discounter ein Bistro betreibt.
Das läuft bereits nach wenigen Tagen und bei konstant vollem Haus durchaus professionell. Unser „Das ist der Wein von ALDI“-Mädel ist zwar auch beim Zusammenrechnen der 5 Positionen leicht überfordert, so dass ich ihr hierbei tatkräftig unter die Arme greifen muss, aber ansonsten ist der Service sehr sympathisch und herzlich.
Muss ich das trotzdem noch mal haben? Nein, wohl nicht. Mein Mann kommentiert es später mit den Worten: „Es hat schon seinen Grund, warum wir lieber Sterne essen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Wer denkt, dass ein Restaurantbesuch für weniger als einen dreistelligen Betrag bei uns unter Low Budget fällt, wird jetzt möglicherweise schockiert sein. Im folgenden geht es um Low Low Budget. Tischnotizen goes Aldi.
Wenn das bundesweit erste Pop Up Bistro des Discounter-Riesen nur ein paar Schritte von meinem Zweitwohnsitz für drei Monate sein Domizil aufschlägt, mache ich selbstverständlich den Praxistest. Schließlich kaufe ich auch bei Aldi und laufe deswegen nicht mit einer Schuld- und Schamkappe rum.
Im Mediapark in Köln... mehr lesen
Aldi Pop-Up-Bistro
Aldi Pop-Up-Bistro€-€€€BistroAm Mediapark, 50670 Köln
2.5 stars -
"Kantinenqualität beim Discounter-Bistro" tischnotizenWer denkt, dass ein Restaurantbesuch für weniger als einen dreistelligen Betrag bei uns unter Low Budget fällt, wird jetzt möglicherweise schockiert sein. Im folgenden geht es um Low Low Budget. Tischnotizen goes Aldi.
Wenn das bundesweit erste Pop Up Bistro des Discounter-Riesen nur ein paar Schritte von meinem Zweitwohnsitz für drei Monate sein Domizil aufschlägt, mache ich selbstverständlich den Praxistest. Schließlich kaufe ich auch bei Aldi und laufe deswegen nicht mit einer Schuld- und Schamkappe rum.
Im Mediapark in Köln
Geschrieben am 29.04.2017 2017-04-29| Aktualisiert am
29.04.2017
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu
Tanica
Besucht am 14.04.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 135 EUR
Als wir das Restaurant betreten, fällt mein Blick im gut gefüllten Gastraum prompt auf einen größeren Tisch am Fenster und lässt mich innerlich beten, unser reservierter Tisch möge bitte nicht ausgerechnet der freie daneben sein. Es wird unser Tisch werden. Und jetzt muss ich vorsichtig sein, denn ich betrete dünnes Eis. Schließlich will ich nicht als Kinderhasser gelten.
Denn das bin ich wirklich nicht. Aber ganz im Sinne von Herbert Grönemeyer regieren am Nebentisch eindeutig die Kinder: der Säugling, der deutlich und nachhaltig zum Ausdruck bringt, dass er wahlweise hungrig oder müde ist (ich kenne mich da jetzt nicht so aus), das ein paar Jahre ältere Kind (Geschwisterchen?), das ähnlich lautstark klar macht, dass er die Aufmerksamkeit nicht kampflos dem Baby überlassen will und der etwas größere Junge, der durch unaufhaltsamen Bewegungsdrang auffällt. Nun gut - manchmal gewinnt man, manchmal verliert man.
Nicht alle Eltern am Tisch wirken angesichts dieses andauernden Theaters wirklich glücklich, aber warum sollte es ihnen anders gehen als uns? Zumindest deuten die Teller daraufhin, dass man mit den Hauptgerichten bereits durch ist. Das lässt hoffen. Und nach Gin-Tonic und einer originellen Abwandlung des Apérol Spritz mit Rosmarin macht sich sowieso eine deutlich stoischere Gelassenheit breit.
Das Tanica stand schon seit einiger Zeit auf unserer Liste, denn wenn schon befreundete Gastronomen den Laden empfehlen und der Kölner Stadtanzeiger das Tanica in einem Ranking mediterraner Restaurants auf den ersten Platz hievt, kann es so schlecht wohl nicht sein. Außerdem wird hier ein besonderer Augenmerk auf die Weine gelegt und wir lernen, dass die Weinkarte alle paar Wochen bzw. Monate einen neuen Schwerpunkt erhält und komplett ausgetauscht wird. Wir kommen gerade in die Südafrika-Phase.
Die Speisekarte ist relativ übersichtlich und bietet Gerichte in mittlerer 2/3-Portionierung, also etwas größer als Tapas. Preise liegen dabei durchweg zwischen 8 und 12-13 Euro, Desserts bei 5 Euro. Lediglich das Rinderfilet fällt mit 16 Euro etwas aus dem Rahmen.
Wir starten mit Thunfisch im Sesammantel und Wasabimayo. Vier passable Stücke auf etwas Chutney und Salat sind akkurat kurz gebraten, so dass der Fisch überwiegend noch roh ist. Die Wasabimayo ist eher dezent, so dass der Gang leider ein wenig flach bleibt.
Mein Spargelsalat mit Ponzulachs und gestocktem Ei (nun gut, man hätte es auch hart gekocht nennen können) ist da deutlich abwechslungsreicher und aromatischer. Zuvor allerdings muss man einiges an rohem, leider nicht angemachten Grünzeug beiseite räumen, das zwar sauber in lange, dünne Streifen geschnitten ist, dadurch aber eben nicht essfreundlicher wird. Der Spargelsalat in cremigem Dressing indes schmeckt sehr gut, der Lachs weist durch das Marinieren mit Ponzu eine erfreulich feste Konsistenz und eine dunklere Farbe auf, ist ebenfalls lecker.
Ganz hervorragend dann der Pastagang meines Gemahls, Fuselloni mit weißer Kalbsbolognese. Was verhältnismäßig unscheinbar aussieht, ist eine 1a zubereitete geschmacksintensive Bolognese, denen Butterbrösel einen zusätzlichen Crunch geben.
Ich hätte hierbei eigentlich aussetzen wollen, bekomme meinen Fleischgang aber jetzt bereits - was vielleicht nicht verkehrt ist, denn woran ich nicht gedacht hatte war, dass das Tataki vom Txogitxu, also vom alten Rind, kalt serviert wird. Es wird relativ pur, nur mit ein paar Bärlauchblättern und etwas Café de Paris-Creme präsentiert. Frittierte Kapern sorgen für einen witzigen aromatischen wie texturellen Twist. Das Fleisch selbst ist gut gebraten und sehr aromatisch.
Zwischenzeitlich hat die Eltern-Kind-Gruppe Kinderwagen, diverse Taschen und Jacken gepackt und den Heimweg angetreten. Trotz der ohnehin lebhaften Atmosphäre im gut besuchten Restaurant stellt sich auf einmal eine wunderbare Ruhe ein.
Nicht, weil ich noch besonders hungrig bin, sondern einfach aus Neugierde, bestelle ich kurzfristig noch die gegrillten Calamari mit Blutwurst nach, was für die Küche kein Problem darstellt. Sie kommen zeitgleich mit dem gleichen Gang meines Mannes. Die Calamari sind zart, die Blutwurst würzig und als länglicher Strang auf dem Teller. Mit ein paar säuerlichen, kalten Schalotten ergibt sich eine interessante Kombination, bei der das Deftige der beiden Hauptkomponenten eindeutig im Vordergrund bleibt.
Und erneut nur der Vollständigkeit halber - satt sind wir längst - ordern wir auch noch die beiden Desserts. Ich die Joghurtmousse mit weißer Schokolade, Grapefruit und Kardamom, meine bessere Hälfte die Torta della Nonna.
Meine Mousse ist halt eine Mousse. Nicht besonders auffällig und mit ein paar Bröseln und Himbeeren auch eher unspektakulär. Die Grapefruit erinnere ich nicht mehr, vielleicht war sie in den wenigen Saucentupfen. Insgesamt mächtiger als zu erwarten war.
Die Torta della Nonna gefällt mir da entschieden besser. Die Cremefüllung ist köstlich, der Kuchen mit den Pinienkernen nicht minder. Schlicht, aber sehr gut.
Im Glas hatten wir übrigens einen 2014 Mullineux Old Vines, eine Cuvée aus Chenin Blanc, Clairette Blanche und Viognier, der genau unserem Geschmack nach einem etwas fülligeren zwar holzbetonten, aber noch eleganten Wein entsprach. Zudem war er mit 44 Euro sehr fair kalkuliert. Die Weinberatung hat uns, wie der Service ausgesprochen gut gefallen.
Im Tanica wird keine hoch anspruchsvolle Küche serviert, sondern Gerichte, die mit wenigen Zutaten auskommen, dafür von guter Qualität sind und gemäßigt originell kombiniert werden. Nicht jeder Gang war komplett überzeugend, aber insgesamt ist das Konzept schon stimmig. Und aufgrund der kleineren Portionen und sehr akzeptablen Preisen sind auch kleinere Schwächen durchaus verschmerzbar.
Wir ordern zum Abschluss noch einen Digestif und die sehr freundliche Bedienung bringt uns eine ordentliche Auswahl an Obstbränden von Arno Dirker aus Mömbris an den Tisch, sicher nicht die schlechteste Wahl. Die Schnäpse gehen aufs Haus - als Ausgleich für die Geräuschkulisse zu Beginn des Abends. Damit hatten wir nicht gerechnet, aber ein netter Zug ist es allemal. Wiederkommen werden wir sowieso. Es sei denn, es gibt einen regelmäßigen Eltern-Kind-Stammtisch. Dann müssten wir es uns vielleicht noch mal überlegen.
Als wir das Restaurant betreten, fällt mein Blick im gut gefüllten Gastraum prompt auf einen größeren Tisch am Fenster und lässt mich innerlich beten, unser reservierter Tisch möge bitte nicht ausgerechnet der freie daneben sein. Es wird unser Tisch werden. Und jetzt muss ich vorsichtig sein, denn ich betrete dünnes Eis. Schließlich will ich nicht als Kinderhasser gelten.
Denn das bin ich wirklich nicht. Aber ganz im Sinne von Herbert Grönemeyer regieren am Nebentisch eindeutig die Kinder: der Säugling, der deutlich... mehr lesen
Tanica
Tanica€-€€€Restaurant02212405271Engelbertstraße 31 a, 50674 Köln
4.0 stars -
"Küche mit mediterranem Einschlag und spannendem Weinkonzept" tischnotizenAls wir das Restaurant betreten, fällt mein Blick im gut gefüllten Gastraum prompt auf einen größeren Tisch am Fenster und lässt mich innerlich beten, unser reservierter Tisch möge bitte nicht ausgerechnet der freie daneben sein. Es wird unser Tisch werden. Und jetzt muss ich vorsichtig sein, denn ich betrete dünnes Eis. Schließlich will ich nicht als Kinderhasser gelten.
Denn das bin ich wirklich nicht. Aber ganz im Sinne von Herbert Grönemeyer regieren am Nebentisch eindeutig die Kinder: der Säugling, der deutlich
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Wenn das bundesweit erste Pop Up Bistro des Discounter-Riesen nur ein paar Schritte von meinem Zweitwohnsitz für drei Monate sein Domizil aufschlägt, mache ich selbstverständlich den Praxistest. Schließlich kaufe ich auch bei Aldi und laufe deswegen nicht mit einer Schuld- und Schamkappe rum.
Im Mediapark in Köln hat Aldi in Containern ein durchaus ansehnliches und gar nicht mal ungemütlich eingerichtetes Bistroambiente geschaffen. Es ist eine schlichtere Mischung aus IKEA und Vapiano mit Kräutertöpfen und Besteckkästen auf dem Tisch. Bei schönem Wetter kann man auch draußen auf der Terrasse auf dem Dach sitzen. Man sitzt wahlweise an wenigen Hochtischen, ansonsten an langen Tafeln auf Drehhockern. Man wird dort platziert, wo eben Platz ist. Ganz in kölscher Manier kommt man sich hier so nahe. Und für das romantische Dinner ist das hier eh nicht gedacht. Wer wie wir bei Sonnenschein nicht im Schatten sitzt, für den wird das allerdings schnell zur schweißtreibenden Angelegenheit und damit recht unangenehm.
Für 7,99 Euro gibt es ein täglich wechselndes Dreigang-Menü, bei dem es scheinbar vorweg regelmäßig eine Suppe und einen Nachtisch gibt und man im Hauptgang zwischen Fisch, Fleisch oder einer vegetarischen Variante wählen kann. Alle Gänge kann man aber auch einzeln ordern. Getränke gibt es nahezu konkurrenzlos günstig ab 1 Euro für Softdrinks und ab 3 Euro für Weine.
Der beschert uns auch einen der denkwürdigsten Service-Dialoge ever. Auf der Karte ist nur Weiß-, Rot- und Roséwein angekündigt. Also frage ich: „Was für ein Weißwein ist das denn?“ Antwort: „Der von ALDI.“ „Aha, Um was genau für einen handelt es sich denn?“ „Der ist leicht.“ Ich: „Geht es etwas genauer? Was für eine Rebsorte ist es denn?“ An dieser Stelle hat es zwar etwas von „Versteckte Kamera“, aber das arme Mädel tut mir eigentlich fast leid. Sie macht sich dann doch noch schlau und wir erfahren, dass es Sauvignon Blanc aus Südafrika ist. Und der ist tatsächlich anständig trinkbar.
Die französische Zwiebelsuppe kommt und schnell wird klar, dass hier viel mit Trockenkräutern gearbeitet wurde. Die etwas labbrige Weißbrotscheibe hat wohl einen Hauch Käse abbekommen. Das ganze ist ziemlich fettig und schmeckt irgendwie nach Studentenküche. Finesse darf man hier nicht erwarten. Ein französischer Koch müsste hierfür um die Aberkennung seines Berufsstandes fürchten. Ich kann das nur zur Hälfte essen.
Im Hauptgang wählt meine bessere Hälfte Spaghetti mit Chili (kaum schmeckbar) und geröstetem Knoblauch (gut schmeckbar), Zucchini, Tomaten und Garnelen. Ich probiere die Spaghetti und die alleine sind ziemlich gut. Der Knoblauchgeschmack ist deutlich, aber nicht penetrant. Das Gemüse bräuchte ich dazu gar nicht unbedingt, aber es ist in Ordnung. Die Garnelen probiere ich nicht, aber mein Gatte gibt dazu später zu Protokoll, dass sie tot, töter, am tötesten waren. Also furztrocken.
Mein Schnitzel ist anständig gebraten, durchaus noch saftig. Und die Bratkartoffeln sind à la bonheur. Die haben wir anderswo schon weitaus schlechter bekommen.
Ich kämpfe mich dann noch durch den Nachtisch, Milchreis mit Fruchtcocktail, obwohl ich beides nicht wirklich gerne esse. Aber die Chronistenpflicht gebietet es. Der Milchreis ist für sich genommen ganz ok, etwas kompakt und massig zwar, aber durchaus vernünftig abgeschmeckt. Gruselig für mich ist dann aber das Tutti Frutti-Dosenobst, das ich schon in den Siebziger Jahren im Landschulheim nicht mochte. Auch das kann ich nicht zuende essen.
ALDI will mit diesem Bistrokonzept beweisen, dass man auch mit günstigen Zutaten gut und geschmackvoll kochen kann. Ich will das gerne glauben, aber – in aller Unbescheidenheit – das bekomme ich besser hin. Als Kantinenessen könnte man mit der Qualität und dem Kampfpreis durchaus zufrieden sein. Und vielleicht ist das ja auch die Zielgruppe, auf die man schielt. Schließlich gibt es in der nahen Umgebung einige Unternehmen, für die das Quartalskonzept eine willkommene Abwechslung darstellen könnte. Dazu gibt es sicherlich genug neugierige Gäste, die für ausreichend Auslastung sorgen und einfach mal sehen wollen, wie ein Discounter ein Bistro betreibt.
Das läuft bereits nach wenigen Tagen und bei konstant vollem Haus durchaus professionell. Unser „Das ist der Wein von ALDI“-Mädel ist zwar auch beim Zusammenrechnen der 5 Positionen leicht überfordert, so dass ich ihr hierbei tatkräftig unter die Arme greifen muss, aber ansonsten ist der Service sehr sympathisch und herzlich.
Muss ich das trotzdem noch mal haben? Nein, wohl nicht. Mein Mann kommentiert es später mit den Worten: „Es hat schon seinen Grund, warum wir lieber Sterne essen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.