Geschrieben am 16.12.2018 2018-12-16| Aktualisiert am
16.12.2018
Besucht am 14.10.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 160 EUR
In Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
So ein Haus ist für mich das „Carls“ in Köln. Wir waren zwar bisher nur zweimal dort, aber bei jedem Besuch war klar erkennbar, dass hier sorgfältig – und vor allem lecker - gekocht wird. Nach dem Umzug von Köln-Mehrheim aus dem „Ahle Kohlberg“ nach Neu-Ehrenfeld hat Carl Weber die Leitung des Restaurants von seinen Eltern komplett übernommen, wobei Ulla Weber weiterhin den Service souverän und freundlich leitet.
Im „Carls“ wird eine bürgerliche Küche gekocht, die den Brückenschlag vom Rheinischen ins Französisch-Mediterrane problemlos schafft. Die kleine, aber wohl überlegte und fair bepreiste Weinkarte mit Schwerpunkt in Deutschland und Frankreich unterstreicht dies.
Überhaupt die Preise: Hat man von außen zunächst den Eindruck, dass es hier etwas edler zugehen könnte, werden diese Zweifel beim Blick auf die rechte Spalte der Speisekarte schnell weg gewischt. Vorspeisen bewegen sich bei 6 – 13 Euro, Hauptgerichte bei 13 – 25 Euro, in der Mehrzahl aber deutlich unter 20 Euro, Desserts schlagen mit 5 – 8 Euro zu Buche.
Das Ambiente ist zurückhaltend, aber geschmackvoll. Tischdecken braucht es nicht, Stoffservietten sehr wohl.
Bei unserem ersten Besuch im Sommer nehmen wir auf der gut besuchten Terrasse Platz und starten mit einer makellos gearbeiteten Terrine von der Forelle im Aspikmantel. Angesichts der heißen Außentemperaturen ist schneller Verzehr geboten, ehe sich die Mousse zu schnell davon macht. Aber geschmacklich ist das sehr klar und der dazu servierte Gurkensalat angenehm cremig und frisch.
Mustergültig auch die würzige Paté de Campagne, die man auch in einem französischen Bistro nicht besser bekäme. Dazu ein feines Zwiebelconfit und ein kleiner Salat. Und gerade an dem erkennt man ja auch häufig sehr gut, ob in der Küche sorgfältig gearbeitet wird. Sind es mehrere Salatsorten, die verwendet werden? Sind sie gut zusammengestellt und ordentlich geputzt? Gibt es ein Dressing, ist dies hausgemacht, ertrinken sie darin oder sind die Blätter nur kurz darin mariniert? All das sagt viel über die Qualität auch so einer vermeintlich einfachen Beilage aus. Hier passt alles.
Mediterran wird es dann mit Tagliatelle und Scampi. Letztere sind gut gebraten, das Basilikumpesto schön präsent. Etwas Parmesan und Pinienkerne runden den ordentlichen Teller ab.
Ich habe Lust auf Roastbeef, kalt aufgeschnitten, mit Krautsalat, Remoulade und Bratkartoffeln. Das Fleisch ist perfekt gebraten und, anders als bei vielen anderen häufig zu finden, in drei eher dicken Scheiben geschnitten. Mir kommt das entgegen. Und die Bratkartoffeln gehören zu den besten, die ich lange Zeit gegessen habe. Klar, dass hier auch die Remoulade und der Krautsalat selbst gemacht sind.
Bei unserem ersten Besuch bin ich zu satt für ein Dessert, aber mein Göttergatte versucht sich an der einwandfreien Zitronentarte. Das Eis erinnere ich nicht mehr, aber beides war gut.
Einige Gerichte gehören scheinbar zum relativ festen Inventar im „Carls“ und dazu gehört auch die Terrine vom Tafelspitz mit Sahnemeerrettich, vielleicht etwas irreführend als Millefeuille auf der Karte beschrieben. Aber was soll's, wenn das Ergebnis so köstlich ist. Und wer macht sich heute noch die Mühe, so eine Terrine oder Sülze so akkurat herzustellen? Ich bin hoch erfreut. War aber nicht mein Teller.
Auf meinem befindet sich ein Törtchen vom gebeizten und leicht geräucherten Lachs mit Rote Bete und Apfel. Hier hätte das „Millefeuille“ wohl eher gepasst als das Törtchen. Aber das ist ja alles Wortklauberei. Hübsch anzuschauen ist meine Vorspeise und schlecht schmecken tut es auch nicht, aber so richtig überzeugen kann mich das Gericht nicht. Apfel und Rote Bete sind insgesamt zu dick und dominierend, als dass sich der Lachs durchsetzen könnte. Auch der angekündigte Wasabi bleibt sehr im Hintergrund. Ich hätte mir ein cremiges Element gut vorstellen können und den Lachs auf jeden Fall deutlich stärker im Vordergrund.
Da es draußen langsam kühler geworden ist, werden auch die Gerichte auf der Karte etwas deftiger. Mein Mann entscheidet sich für den Lammrücken in Kräutersauce. Auch wenn das Bild noch einen rosa Kern zeigt, ist das Fleisch vor allem im restlichen Stück für unseren Geschmack schon ein klein wenig zu weit durch, aber geschmacklich passt das noch und sowohl die intensive Sauce als auch das hervorragende Gratin machen das locker wett.
Als ich die Karte sehe, war für mich eigentlich schon klar, welchen Hauptgang ich nehmen würde. Denn wenn man schon mal ein Ochsenschwanzragout angeboten bekommt, was selten genug der Fall ist, bin ich sofort dabei. Für mich ist das Fleisch einfach perfekt zum Schmoren geeignet. Und wenn es für mich den Inbegriff von Soulfood gibt, dann trifft er auf Schmorgerichte zu. Hier ist es nicht anders. Das Fleisch ist butterzart, die Sauce intensiv, nur leider etwas zu dünn. Schon recht bald sieht mein Hemd arg mitgenommen aus. Aber das nehme ich ausnahmsweise gerne in Kauf. Das Gemüse hinterlässt jetzt keinen sonderlichen Eindruck, dafür die guten Spätzle.
Bei den Desserts macht Carl Weber auch keine besonderen Experimente. Das Marzipanparfait zur Rotweinbirne ist klassisch und gut gemacht. Und für bescheidene 5,20 Euro üppig bemessen.
Erneut hält sich mein Appetit auf Dessert an diesem Abend und nach den bisherigen Portionen in Grenzen, aber so ganz ohne will ich das Mahl auch nicht beenden. Am Nachbartisch habe ich mitbekommen, wie Stammgäste anstelle eines vollen Nachtisches um etwas Eis baten und die Küche ist dem gerne nachgekommen. Also frage auch ich danach und darf mich über je eine Kugel Mandeleis und Sorbet vom Roten Weinbergpfirsich freuen. Genau das findet jetzt noch Platz und dass auch diese Sorten hausgemacht sind, bezweifle ich sowieso nicht.
Das Konzept im „Carls“ geht voll auf. Die Küche ist geradlinig, ohne größere Exaltiertheiten, dafür aber blitzsauber und mit guten Zutaten frisch gekocht. Wer hier Himmel un Ääd essen möchte, einen rheinischen Sauerbraten oder eine Kalbsleber mit Äpfeln, Zwiebeln und Kartoffelpüree wird genauso fündig wie Freunde der französisch geprägten Bistroküche. Und ganz ehrlich: Sind wir nicht dankbar, dass es diese Gerichte noch auf Speisekarten gibt, weil sie einem selbst oft zu aufwändig sind, selbst zu machen oder es Gerichte unserer Kindheit sind, die Erinnerungen wach werden lassen? Wenn sie dann noch mit so erkennbar fundiertem Handwerk zubereitet sind, gibt es keinen Grund, nicht hinzugehen. Das ist eine Aufforderung!
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/carls-koeln/
In Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
So ein Haus ist für mich das „Carls“... mehr lesen
4.0 stars -
"Gekonnter Brückenschlag zwischen Köln und Frankreich" tischnotizenIn Zeiten schnell hingehudelter Convenience-Küche oder fix frittiertem Allerlei ist man dankbar für jeden Koch, der noch etwas auf sein Handwerk gibt. Da müssen es gar nicht unbedingt die Sterne oder Hauben sein, die über einem Restaurant leuchten. Ein grundehrlich arbeitendes Gasthaus ist für mich eine genau so große Freude und manchmal sogar überzeugender, weil man das tut, was man kann und nicht vorgibt, etwas sein zu wollen, das nicht zu einem passt.
So ein Haus ist für mich das „Carls“
Geschrieben am 07.12.2018 2018-12-07| Aktualisiert am
08.12.2018
Besucht am 13.10.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 297 EUR
Mit Spannung erwartet wurde im Frühjahr in Köln die Eröffnung des eigenen Restaurants von Sonja Baumann und Erik Scheffler, die zuvor in Pulheim im „Gut Lärchenhof“ gemeinsam einen Michelin-Stern erkochten.
„NeoBiota“ haben sie ihre Wirkungsstätte genannt und bewusst in Kauf genommen, dass der Name etwas sperrig daher kommt. Genau so ungewöhnlich ist auch das Konzept, mit dem man zum einen Frühstücksgäste bis zum Nachmittag locken will und abends mit einem Gourmetmenü neugierige Feinschmecker.
Die Preise hierfür sind durchaus selbstbewusst angesetzt, aber angesichts der Innenstadtlage notwendig und des Gebotenen gerechtfertigt.
Baumann und Scheffler sind angetreten, das Frühstück neu zu definieren und haben sich dafür über Klassiker aus aller Welt hergemacht und diese kreativ interpretiert. Den begeisterten Kritiken hierüber kann ich mich voll anschließen.
Aus den 10 Gerichten, die zwischen 8 und 12 Euro liegen, kann man sich für 25 Euro ein Menü in 3 Gängen selbst zusammenstellen.
Ob es das würzige Corned Beef mit eingelegtem Picalilli-Gemüse ist, eine üppige Version von Himmel und Ääd mit French Toast, eine elegante Version von gebeizter Forelle mit Sellerie und Apfel oder eine üppige und unglaublich köstliche Interpretation des Egg Benedict mit pochiertem Ei, Sauce Hollandaise und in diesem Fall Aal in verschiedenen Konsistenzen – alles kann auf ganzer Linie überzeugen und setzt in der Tat einen Maßstab, was Frühstücksgerichte angeht.
Ich liebe Frühstück, bin allerdings morgens kein Süß-Esser. Daher muss ich auf der anderen Tischseite naschen, um mich davon zu überzeugen, dass Sonja Baumann den Titel „Pancake-Queen“, der ihr schnell verliehen wurde, völlig zu Recht verdient.
Die Pancakes „Rut un Wiess“ sind nach japanischer Art zubereitet, relativ hoch und ungemein fluffig. Wie bei allen anderen Gerichten, gibt es hier auch regelmäßig neue Varianten, um die Pancake-Addicts bei Laune zu halten.
Während das Neo im Namen sich auf den Morgen bezieht, steht Biota für das Abendangebot. Und eine Besprechung wäre nicht vollständig, ohne auch das getestet zu haben.
Im relativ kleinen Restaurant mit offener Küche wird ein Menü angeboten, das in 4, 6 oder 8 Gängen (75, 100, 125 Euro) bestellt werden kann. Für uns sind es an diesem Samstagabend 6 Gänge.
Als Apéros gibt es zum einen Bread and Butter Pudding, der im Sinne von Nachhaltigkeit aus den Resten des selbstgebackenen Brotes erstellt wird. Das ist nicht übel, aber mir ist der Würfel zu groß und insgesamt ein wenig zu trocken. Deutlich besser, und auch als Restverwertung eingesetzt, etwas Corned Beef aus dem Frühstücksangebot. Was morgens schmeckt, kann abends nicht schlechter sein.
Erik Scheffler serviert im Laufe des Abends mehrere Gerichte selbst, wie auch das Amuse Bouche, das Kartoffel und Forelle zum Thema hat. Unter einem Espuma finden sich Forellenstücke, Forellenkaviar, Chips, die Haut ist ebenfalls verarbeitet und Meerrettich ist sehr schön präsent. So, wie Scheffler es empfiehlt, hat man am meisten Vergnügen, wenn man sich mit dem Löffel einmal quer durch arbeitet. Das ist unkompliziert, abwechslungsreich und lecker.
Die „Vegetarische Wiesn“ offenbart als erster Gang ihre Qualitäten erst, wenn man alle Komponenten separat betrachtet. Gurke ist von pur bis sauer eingelegt in verschiedenen Zubereitungen verarbeitet, Radi, klasse Laugenchips und ein Senfeis, das als würzig, cremiges Element alles verbindet. Selbst die gewöhnliche Gartenkresse kommt hier zu Ehren, weil sie angenehme Schärfe beisteuert. Was optisch noch recht verhalten wirkt, überzeugt mit schönen Temperaturkontrasten und einer überraschenden Originalität.
Der folgende Gang versteckt sich zunächst unter einem krossen Weinblatt. Schlicht mit „Rind / Riesling / Trauben“ betitelt finden sich darunter Tranchen vom rosa gebratenen Rinderherz, das man, wenn man es nicht anders wüsste, auch für Steakfleisch halten könnte. Trauben und Wein erneut in diversen Zubereitungen und einer Mark-Creme, die eine Anmutung von Mayonnaise vermittelt. Mir ist letztlich etwas viel Creme im Spiel, wodurch mir das Gericht irgendwann zu einförmig und massig wirkt. Das ist etwas schade, weil mir die Grundidee und der Geschmack gefallen. Wahrscheinlich könnte eine Verschiebung der Proportionen hier einiges bewirken.
Jetzt bekommt das frisch gebackene Brot aus Dinkel, Weizen und Roggen seinen Auftritt mit einer Interpretation von Griebenschmalz und aufgeschlagener Salzbutter.
Ganz stark präsentiert sich die Tranche vom Färöer Lachs, die wunderbar glasig gegart ist. Der Fisch selbst ist relativ pur belassen und kann zum einen seine fabelhafte Qualität voll präsentieren und lässt gleichzeitig den Mitspielern genug Raum. Rotkohl und fermentierter Rotkohl-Lavendelsaft setzen nicht nur optische Akzente. Besonders gut gefällt mir der mit Meerrettich abgeschmeckte Hüttenkäse und die frittierte Haut. Das ist originell und elegant. Für mich der beste Gang des Menüs.
Vegetarisch geht es weiter mit Artischocke in Strukturen und einer sehr würzigen Paprikajus. Das gefällt mir gut, bleibt mir aber auch nicht zu lange in Erinnerung.
Volker Arndt, der Restaurantleiter und Sommelier, gibt dazu vom Haus ein Glas Muskateller aus. In der Orange-Variante vom österreichischen Weingut Loimer aus dem Kamptal ist das eine spannende Begleitung.
Im Hauptgang wird das Thema Mais durch dekliniert.Die sehr saftig gebratene Maishähnchenbrust mit Macadamiakruste ist begleitet von Mais als Mole, natur, als Minimaiskolben und – neu für mich – auch von Maistrieben. Generell aber, und das ist mein Hauptproblem, das ich mit Maisvariationen habe, wird mir das alles recht schnell zu süß. Wenn dann auch noch die wirklich tolle, dunkle Jus ziemlich süß, fast schon klebrig, ausfällt, ist das dann irgendwann zu viel. Handwerklich ist das ohne Frage top, eindrucksvoll sieht es auch aus. Mir fehlt in diesem Gelb-Universum aber ein geschmacklicher Kontrapart.
Aus einer Frühstücksidee entstanden ist das Dessert, das Pflaume in Konsistenzen präsentiert mit Brotchips und Bröseln und Sauerrahmeis. Das ist zum Abschluss noch mal nicht zu komplex konzipiert, aber auf jeden Fall lecker.
Mit den beiden Pralinés zum Kaffee ist es noch nicht zuende, denn da Sonja Baumann nicht nur Pancake-, sondern auch Hefeschnecken-Queen ist, kommen wir noch in den Genuss einer Kardamom-Schnecke mit Kaffeesahne.
Ich gebe zu, dass ich trotz des überzeugenden Frühstückserlebnisses etwas skeptisch war, was das abendliche Menüangebot betrifft. Nur von der Menübeschreibung sprang der Funke eine ganze Weile nicht wirklich über. So gesehen bin ich froh, dass wir an diesem Samstagabend den Weg dann doch ins „NeoBiota“ gefunden haben. Was sich eher unscheinbar liest, offenbart viele klug durchdachte Gerichte sowie überraschende und stimmige Details.
Zwar gab es einige Details, wie die überpräsente Süße beim Hauptgang oder die sehr vordergründige Cremigkeit in den Beilagen beim Rinderherz, die mich nicht vollends überzeugen konnten. Aber dem stehen originelle Ideen gegenüber und ein wirklich herausragender Fischgang.
Das „NeoBiota“ liegt zwar in einer etwas abgelegenen Seitenstraße der stark frequentierten Ehrenstraße, muss sich aber wahrlich nicht verstecken. Hier findet sich eine sehr entspannte Atmosphäre mit einem professionellen, aber ausgesprochen lockeren und kommunikativen Service von Volker Arndt. Dass auch die Köche den ein oder anderen Gang servieren und Geschichten dazu erzählen, unterstreicht den Anspruch, ganz nah am Gast zu agieren. Handwerklich und kreativ ist das „NeoBiota“ ohnehin schon weit vorne.
Lassen wir uns also nicht vom sperrigen Namen abschrecken. Hingehen ist angesagt – morgens und abends!
Bericht auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/neobiota-koeln/
Mit Spannung erwartet wurde im Frühjahr in Köln die Eröffnung des eigenen Restaurants von Sonja Baumann und Erik Scheffler, die zuvor in Pulheim im „Gut Lärchenhof“ gemeinsam einen Michelin-Stern erkochten.
„NeoBiota“ haben sie ihre Wirkungsstätte genannt und bewusst in Kauf genommen, dass der Name etwas sperrig daher kommt. Genau so ungewöhnlich ist auch das Konzept, mit dem man zum einen Frühstücksgäste bis zum Nachmittag locken will und abends mit einem Gourmetmenü neugierige Feinschmecker.
Die Preise hierfür sind durchaus selbstbewusst angesetzt, aber... mehr lesen
4.5 stars -
"Morgens und abends - das kulinarische Doppelprogramm" tischnotizenMit Spannung erwartet wurde im Frühjahr in Köln die Eröffnung des eigenen Restaurants von Sonja Baumann und Erik Scheffler, die zuvor in Pulheim im „Gut Lärchenhof“ gemeinsam einen Michelin-Stern erkochten.
„NeoBiota“ haben sie ihre Wirkungsstätte genannt und bewusst in Kauf genommen, dass der Name etwas sperrig daher kommt. Genau so ungewöhnlich ist auch das Konzept, mit dem man zum einen Frühstücksgäste bis zum Nachmittag locken will und abends mit einem Gourmetmenü neugierige Feinschmecker.
Die Preise hierfür sind durchaus selbstbewusst angesetzt, aber
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So ein Haus ist für mich das „Carls“ in Köln. Wir waren zwar bisher nur zweimal dort, aber bei jedem Besuch war klar erkennbar, dass hier sorgfältig – und vor allem lecker - gekocht wird. Nach dem Umzug von Köln-Mehrheim aus dem „Ahle Kohlberg“ nach Neu-Ehrenfeld hat Carl Weber die Leitung des Restaurants von seinen Eltern komplett übernommen, wobei Ulla Weber weiterhin den Service souverän und freundlich leitet.
Im „Carls“ wird eine bürgerliche Küche gekocht, die den Brückenschlag vom Rheinischen ins Französisch-Mediterrane problemlos schafft. Die kleine, aber wohl überlegte und fair bepreiste Weinkarte mit Schwerpunkt in Deutschland und Frankreich unterstreicht dies.
Überhaupt die Preise: Hat man von außen zunächst den Eindruck, dass es hier etwas edler zugehen könnte, werden diese Zweifel beim Blick auf die rechte Spalte der Speisekarte schnell weg gewischt. Vorspeisen bewegen sich bei 6 – 13 Euro, Hauptgerichte bei 13 – 25 Euro, in der Mehrzahl aber deutlich unter 20 Euro, Desserts schlagen mit 5 – 8 Euro zu Buche.
Das Ambiente ist zurückhaltend, aber geschmackvoll. Tischdecken braucht es nicht, Stoffservietten sehr wohl.
Bei unserem ersten Besuch im Sommer nehmen wir auf der gut besuchten Terrasse Platz und starten mit einer makellos gearbeiteten Terrine von der Forelle im Aspikmantel. Angesichts der heißen Außentemperaturen ist schneller Verzehr geboten, ehe sich die Mousse zu schnell davon macht. Aber geschmacklich ist das sehr klar und der dazu servierte Gurkensalat angenehm cremig und frisch.
Mustergültig auch die würzige Paté de Campagne, die man auch in einem französischen Bistro nicht besser bekäme. Dazu ein feines Zwiebelconfit und ein kleiner Salat. Und gerade an dem erkennt man ja auch häufig sehr gut, ob in der Küche sorgfältig gearbeitet wird. Sind es mehrere Salatsorten, die verwendet werden? Sind sie gut zusammengestellt und ordentlich geputzt? Gibt es ein Dressing, ist dies hausgemacht, ertrinken sie darin oder sind die Blätter nur kurz darin mariniert? All das sagt viel über die Qualität auch so einer vermeintlich einfachen Beilage aus. Hier passt alles.
Mediterran wird es dann mit Tagliatelle und Scampi. Letztere sind gut gebraten, das Basilikumpesto schön präsent. Etwas Parmesan und Pinienkerne runden den ordentlichen Teller ab.
Ich habe Lust auf Roastbeef, kalt aufgeschnitten, mit Krautsalat, Remoulade und Bratkartoffeln. Das Fleisch ist perfekt gebraten und, anders als bei vielen anderen häufig zu finden, in drei eher dicken Scheiben geschnitten. Mir kommt das entgegen. Und die Bratkartoffeln gehören zu den besten, die ich lange Zeit gegessen habe. Klar, dass hier auch die Remoulade und der Krautsalat selbst gemacht sind.
Bei unserem ersten Besuch bin ich zu satt für ein Dessert, aber mein Göttergatte versucht sich an der einwandfreien Zitronentarte. Das Eis erinnere ich nicht mehr, aber beides war gut.
Einige Gerichte gehören scheinbar zum relativ festen Inventar im „Carls“ und dazu gehört auch die Terrine vom Tafelspitz mit Sahnemeerrettich, vielleicht etwas irreführend als Millefeuille auf der Karte beschrieben. Aber was soll's, wenn das Ergebnis so köstlich ist. Und wer macht sich heute noch die Mühe, so eine Terrine oder Sülze so akkurat herzustellen? Ich bin hoch erfreut. War aber nicht mein Teller.
Auf meinem befindet sich ein Törtchen vom gebeizten und leicht geräucherten Lachs mit Rote Bete und Apfel. Hier hätte das „Millefeuille“ wohl eher gepasst als das Törtchen. Aber das ist ja alles Wortklauberei. Hübsch anzuschauen ist meine Vorspeise und schlecht schmecken tut es auch nicht, aber so richtig überzeugen kann mich das Gericht nicht. Apfel und Rote Bete sind insgesamt zu dick und dominierend, als dass sich der Lachs durchsetzen könnte. Auch der angekündigte Wasabi bleibt sehr im Hintergrund. Ich hätte mir ein cremiges Element gut vorstellen können und den Lachs auf jeden Fall deutlich stärker im Vordergrund.
Da es draußen langsam kühler geworden ist, werden auch die Gerichte auf der Karte etwas deftiger. Mein Mann entscheidet sich für den Lammrücken in Kräutersauce. Auch wenn das Bild noch einen rosa Kern zeigt, ist das Fleisch vor allem im restlichen Stück für unseren Geschmack schon ein klein wenig zu weit durch, aber geschmacklich passt das noch und sowohl die intensive Sauce als auch das hervorragende Gratin machen das locker wett.
Als ich die Karte sehe, war für mich eigentlich schon klar, welchen Hauptgang ich nehmen würde. Denn wenn man schon mal ein Ochsenschwanzragout angeboten bekommt, was selten genug der Fall ist, bin ich sofort dabei. Für mich ist das Fleisch einfach perfekt zum Schmoren geeignet. Und wenn es für mich den Inbegriff von Soulfood gibt, dann trifft er auf Schmorgerichte zu. Hier ist es nicht anders. Das Fleisch ist butterzart, die Sauce intensiv, nur leider etwas zu dünn. Schon recht bald sieht mein Hemd arg mitgenommen aus. Aber das nehme ich ausnahmsweise gerne in Kauf. Das Gemüse hinterlässt jetzt keinen sonderlichen Eindruck, dafür die guten Spätzle.
Bei den Desserts macht Carl Weber auch keine besonderen Experimente. Das Marzipanparfait zur Rotweinbirne ist klassisch und gut gemacht. Und für bescheidene 5,20 Euro üppig bemessen.
Erneut hält sich mein Appetit auf Dessert an diesem Abend und nach den bisherigen Portionen in Grenzen, aber so ganz ohne will ich das Mahl auch nicht beenden. Am Nachbartisch habe ich mitbekommen, wie Stammgäste anstelle eines vollen Nachtisches um etwas Eis baten und die Küche ist dem gerne nachgekommen. Also frage auch ich danach und darf mich über je eine Kugel Mandeleis und Sorbet vom Roten Weinbergpfirsich freuen. Genau das findet jetzt noch Platz und dass auch diese Sorten hausgemacht sind, bezweifle ich sowieso nicht.
Das Konzept im „Carls“ geht voll auf. Die Küche ist geradlinig, ohne größere Exaltiertheiten, dafür aber blitzsauber und mit guten Zutaten frisch gekocht. Wer hier Himmel un Ääd essen möchte, einen rheinischen Sauerbraten oder eine Kalbsleber mit Äpfeln, Zwiebeln und Kartoffelpüree wird genauso fündig wie Freunde der französisch geprägten Bistroküche. Und ganz ehrlich: Sind wir nicht dankbar, dass es diese Gerichte noch auf Speisekarten gibt, weil sie einem selbst oft zu aufwändig sind, selbst zu machen oder es Gerichte unserer Kindheit sind, die Erinnerungen wach werden lassen? Wenn sie dann noch mit so erkennbar fundiertem Handwerk zubereitet sind, gibt es keinen Grund, nicht hinzugehen. Das ist eine Aufforderung!
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/carls-koeln/